Zum Begriffsverständnis

Positiv besetzte Darstellung

In den Beiträgen "Begriffsdefinitionen" und "Jean Baudrillard und sein Begriffsverständnis von Simulation" wurden Defintionen und Verständnisse des Begriffes besprochen. Ich möchte mit diesem Beitrag daran anknüpfen und in Richtung einer positiv besetzten Begriffsdarstellung weiterführen.

Schon in der Bibel-Übersetzung von Martin Luther findet sich eine Definition zu „Simulacrum“. Im Alten Testament findet sich unter „dem Prediger Salomo“ oder „Ecclesiastes“ die Beschreibung:
„The simulacrum is never what hides the truth – it is truth that hides the fact that there is none. The simulacrum is true.“

Jean Baudrillard beginnt mit diesem Zitat sein Werk „Simulacra and Simulation“ und auch ich möchte so beginnen und diese Definition zu den weiteren Begriffserläuterungen beifügen. Dies möchte ich zur Ergänzung zu den Erläuterungen zu Baudrillard meiner Kollegin vertiefen. Ich möchte damit auch eine neue Sichtweise preisgeben, durch die „Simulacrum“ als Begriff weniger negativ besetzt erklärt wird und als wahrhaftig und nicht trügerisch dargestellt wird.

In Philip K. Dicks Buch ist Nicole, die „first lady“ ein Simulacrum. Die vorhergegangene Definition lässt sich auf dieses Beispiel wie eine mathematische Formel legen.
Es gab eine „first lady“ – doch die jetzige Nicole ist eine Schauspielerin. Sie bekleidet wahrhaftig eine Funktion in dem Gebilde der Simulacra-Welt. Sie ist echt. Sie lebt und ist kein Roboter. Sie „tut nicht so als ob sie“ ein Amt auskleidet – sie verbirgt nur wer sie ist. Sie ist wahrhaft und versteckt nur, dass es die andere Wahrheit – die erste Nicole nicht mehr gibt. Somit ist Nicole, das Simulacrum, wahrhaftig.

Weiters lässt sich die Duden Begriffsdefinition „Abbild“ zu Simulieren/Simulation ebenfalls positiv deuten. Ich möchte auf den Artikel zu Jacques Lacans Spiegelstadium verweisen. Das Spiegelstadium durch welches eine Ich-Funktion / ein Ich-Verständnis gebildet werden kann funktioniert durch Erkennen eines Abbildes für Kinder. Dieses Abbild kann auch als Trugbild seiner Selbst angesehen werden und es ist ebenso wahrhaftig wie es für etwas steht, dass nicht da ist. Im Spiegel steht kein zweites Bild, doch das Bild ist real und zeigt uns was wir vor den Spiegel setzen. Zum Beispiel können Kinder so sehen wie ihre Arme sich bewegen. Der Spiegel zeigt nur die Wahrheit – das Abbild zeigt nur wahrhaftiges.

In dem Werk „Simulacra“ zum Beispiel finden sich kaufbare Nachbarn für das Leben auf dem Mars als Abbild von echten Menschen/Nachbarn wieder. Sie stellen zwar echte Menschen dar – sind aber Nachbauten oder Abbilder. Dennoch geben sie nur Reales/Bekanntes wieder. Sie sind wahrhaftig und verbergen das sie für nichts stehen. Dass sie eingesetzt werden, damit man nicht allein dasteht in einer fremden Umgebung. Sie verbergen, dass sie keine lebendigen Nachbarn sind und sind gleichzeitig doch Nachbarn. Denn sie werden als solche fungieren und tatsächlich neben den Käufern wohnen.
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Simulakrum - Phillip K. Dick

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